Zuckerfest oder Ramadanfest? Über Sprache, Identität und religiöse Zugehörigkeit

Immer wieder hört man im deutschsprachigen Raum den Begriff „Zuckerfest“, wenn es um das muslimische Fest am Ende des Ramadan geht. Viele Menschen verwenden diese Bezeichnung ohne böse Absicht – sie kennen es einfach nicht anders. Doch tatsächlich ist der Begriff in mehrfacher Hinsicht problematisch, nicht nur aus sprachlicher, sondern auch aus kultureller und religiöser Sicht.

Die korrekte und respektvolle Bezeichnung lautet „Ramadanfest“ oder „Fest des Fastenbrechens“ (arabisch: Eid al-Fitr). Denn gefeiert wird nicht der Konsum von Süßigkeiten, sondern das Ende eines Monats intensiver spiritueller Praxis, Enthaltsamkeit, Barmherzigkeit und Solidarität. Der Ausdruck „Zuckerfest“ reduziert diese tief religiöse Feier auf eine oberflächliche Tradition und ignoriert die eigentliche Bedeutung.

Doch warum ist „Zuckerfest“ überhaupt so verbreitet – gerade auch unter Menschen mit muslimischem Hintergrund?

Ein genauer Blick zeigt, dass insbesondere im türkischsprachigen Raum der Begriff „Şeker Bayramı“ (Zuckerfest) in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen gängig ist – und das hat seine Gründe. Viele, die diesen Begriff bevorzugen, gehören zu eher säkular geprägten, nicht religiösen oder gar religionskritischen Milieus. Manche gehören auch einer anderen Religion an oder bezeichnen sich als Atheist:innen. Für sie ist der Ramadan als religiöser Monat mit Gebet, Verzicht und Spiritualität entweder bedeutungslos – oder sogar emotional belastet. Sie empfinden den Begriff „Ramadan“ als Symbol einer Frömmigkeit, von der sie sich bewusst distanzieren wollen.

Das Fest am Ende des Ramadan ist für sie eher ein familiärer, gesellschaftlicher Anlass – und weniger ein religiöses Ritual. Durch die Bezeichnung „Zuckerfest“ versuchen manche, genau diesen Abstand auch sprachlich zum Ausdruck zu bringen.

Diese Dynamik wirkt in Teilen auch bis nach Deutschland: Hier lässt sich beobachten, wie einzelne Gruppen oder Personen mit Migrationshintergrund – teilweise aus säkularen Kreisen – gezielt den Begriff „Zuckerfest“ in den öffentlichen Sprachgebrauch einführen möchten. Dadurch entsteht ein verzerrtes Bild, das auch in deutschen Medien, Schulen und Institutionen übernommen wird – oft in der Annahme, man verwende damit die „kindgerechte“ oder „gängige“ Bezeichnung.

Doch es ist wichtig zu verstehen: Der Begriff „Zuckerfest“ ist nicht neutral. Er transportiert (wenn auch oft unbewusst) eine bestimmte Haltung zum Fest – nämlich eine, die die religiöse Dimension ausblendet oder sogar ablehnt.

Fazit:

Wer muslimische Feiertage respektvoll benennen möchte, sollte den Begriff Ramadanfest oder Fest des Fastenbrechens verwenden – so wie man beim christlichen Fest auch nicht von einem Eierfest, sondern von Ostern spricht. Sprache ist nicht nur Ausdruck von Höflichkeit, sondern auch ein Zeichen von Respekt gegenüber der Bedeutung, die Feste für Gläubige haben.